Bald beginnen wieder die Grabungen im Hohlen Fels. Möglicherweise entdecken die Archäologen auch in diesem Jahr Sensationelles. Selbstverständlich ist es aber nicht, dass der Hohle Fels heute als die große Schatzkiste der Menschheitsgeschichte gilt. Denn die Geschichte der Fundstätte ist reich an unerwarteten Wendungen, oft waren es nur Zufälle, die dazu führten, dass weiter geforscht wurde. Einen bemerkenswerten Blick darauf wirft Winfried Hanold von der Museumsgesellschaft Schelklingen, der die Geschichte der Fundstätte schildert.
Alles soll zugeschüttet werden
So sollten die Grabungen im Hohlen Fels etwa schon zugeschüttet werden, berichtet Hanold. Zuvor fanden von 1977 bis 1997 unter der Leitung von Joachim Hahn zahlreiche Grabungskampagnen dort statt. Reiner Blumentritt, der Leiter der Museumsgesellschaft Schelklingen, hatte Hahn damals auf die Möglichkeiten in der Höhle aufmerksam gemacht. Schon damals wurde die Einmaligkeit der Fundstelle deutlich. Doch mit dem frühen Tod von Hahn stand die Grabung vor dem Aus. Sie sollte zugeschüttet, zuvor aber konserviert werden. Niemand hatte allerdings Erfahrung damit. Reiner Blumentritt wandte sich an Hans Georg Kraut, den damaligen Leiter des Zementwerks Schelklingen. Auch er hatte keine Lösung parat. Kraut meinte aber, dann müsse eben weiter gegraben werden. Durch seinen Einsatz begann die Heidelberg Cement AG, die Grabungen zu unterstützen.
Planierarbeiten in der Höhle
Schon vor mehr als 100 Jahren galt der Hohle Fels im Übrigen als „ausgegraben“, berichtet Hanold. Als der Tübinger Prähistoriker Robert Rudolf Schmidt etwa 1906 die große Halle untersuchte, fand er sie durch die vorhergehenden Ausgrabungen ausgeräumt, manche sagen sogar „verwüstet“. Der Hohle Fels galt seitdem bei den Archäologen als uninteressant. Ein Fehler, wie man heute weiß.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Höhle zur Lagerung von Kriegsgerät benutzt. Dabei wurde die Eingangshöhle teilweise planiert. Etwas, das nie hätte geschehen dürfen – denn dies führte zum Verlust von Fundschichten. Die Schelklinger Heimatforscherin Gertraud Matschak (1907-1970) ließ sich laut Hanold davon aber nicht beirren. Auf eigene Faust grub sie in der Eingangshöhle – und wurde prompt fündig. Bei diesen Grabungen war schon Reiner Blumentritt mit dabei. Matschak gelang es, Gustav Riek, Tübinger Professor für Urgeschichte, auf den Hohlen Fels aufmerksam zu machen. Daraus wurde von 1958 bis 1961 die erste neue Grabung, Riek fand Steinwerkzeuge und Schmuck.
Die Sensationsfunde wurden schließlich unter Leitung von Professor Nicholas Conard von der Uni Tübingen gemacht. Er führte die Arbeit von Hahn mit modernsten Grabungstechniken weiter. Schon bald horchte die archäologische Welt auf.
Die Welt horcht auf
Denn 1998 haben die Fachleute bemalte Steine gefunden, ein Jahr darauf einen kleinen Pferdekopf aus Mammut-Elfenbein. 2001 folgte der Körper eines Vogels, ein Jahr später der Kopf. Beides zusammen bildet den Wasservogel von Schelklingen. 2002 fand das internationale Grabungsteam eine Tier-Mensch-Plastik, das „Löwenmenschle“. Und 2008 folgten dann die Sensationsfunde: Die Venus vom Hohlen Fels, die älteste plastische Menschendarstellung der Welt, und nur unweit davon entfernt eine fast vollständige Flöte aus dem Flügelknochen eines Gänsegeiers, dazu noch zwei Flötenbruchstücke aus Elfenbein.
2014 folgte die Entdeckung zweier Bruchstücke einer weiteren Venusplastik. Im vergangenen Jahr bargen die Experten aus den Aurignacien-Schichten dann ungewöhnlich viele Elfenbeinperlen in allen Stadien des Herstellungsprozesses. Insgesamt wurden im Hohlen Fels bisher mehr als 80 000 Steinwerkzeuge und fast 300 Schmuckstücke ergraben.
Grabungssaison In diesem Jahr finden die Ausgrabungen im Hohlen Fels vom 25. Juni bis 3. August statt. Während dieser Zeit kann die Höhle werktags nur von geführten Gruppen besichtigt werden. Ansonsten ist die Höhle von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzlich gibt es für angemeldete Gruppen Führungen durch die Höhlenführer der Museumsgesellschaft Schelklingen.
Homepage Mehr im Internet unter der Adresse www.museum-schelklingen.de