Charlottenhöhle länger als gedacht ?

 

Zum dritten Mal bereits waren Studenten der Geo-Wissenschaften von der Ludwig-Maximilian-Universität München unter Leitung von Professor Valerian Bachtadse und Dr. Joachim Wassermann im Hürbetal, um genau dieser Frage nachzugehen: gibt es eine Fortsetzung der Charlottenhöhle über das jetzt bekannte Ende hinaus? geht es hinter dem Felssturz, der jetzt das Ende der begehbaren Höhle darstellt, weiter?

Zur Beantwortung dieser Fragen hatte sich der Gastraum des Höhlenhauses dieser Tage in einen kleinen Hörsaal verwandelt, mit aufgeklappten Laptops, den beiden Wissenschaftlern, und als interessierte Zuhörer seitens des Hürbener Höhlenvereins Susanne Prechtel, Dieter Kerpes und Wolf-Ulrich Böttinger – letzterer als Professor an der Stuttgarter Hochschule für Technik in der Fakultät Vermessungswesen ebenfalls als Fachmann zu bezeichnen, in der Frage der Höhle nach eigenen Worten „aus Interesse und Spaß an der Freud“ involviert.

Bei der jetzigen Kampagne der Münchener Wissenschafter, die diesmal mit acht Studenten im Hürbetal tätig waren, haben Böttinger und Kerpes aktiv mitgewirkt. Nach geodätischer Methode unter Hilfe eines so genannten Tachymeters sorgten sie für die Auslegung der Profile in exakten Geraden im Wald oberhalb der Höhle, mit der auf Grundlage der vergangenen geophysikalischen Messungen diese ausgeweitet und deutlich exakter vorgenommen werden konnten als bei der letzten Kampagne. Waren es zuletzt sechs Profile, wurden diesmal elf ausgelegt. Die Vorgehensweise der Wissenschaftler erfolgte damit mit derselben Methode wie beim letzten Mal: Von den rasterförmig ausliegenden Profilen mit den in regelmäßigem Abstand im Waldboden steckenden Elektroden-Spieße wurden elektrischer Strom in den Boden eingespeist. Damit werden Widerstände gemessen. Luft bietet bei dieser geophysikalischen Methode besonders viel Widerstand. Tritt ein solcher auf, lässt dies auf Hohlräume und damit womöglich auf eine Fortführung der Höhle schließen. Und solche Hohlräume lassen sich tatsächlich erkennen, so Dr. Joachim Wassermann nach einer ersten (und noch immer oberflächlichen) Auswertung der Messdaten. Nach neuesten Erkenntnissen und bei aller wissenschaftlichen Vorsicht besteht damit der „begründete Verdacht“, dass es nach dem Felssturz weitergeht. Eine 3-D-Auswertung der vorliegenden Daten soll weitere Aufschlüsse geben, des weiteren eine zweite angewandte Untersuchungsmethode, eine Schweremessung mit einem Gravimeter – auch hierbei erfolgt die genaue Auswertung an der Hochschule.

Nicht ausgeschlossen, dass die Wissenschaftler ein weiteres Mal nach Hürben kommen. Zum einen ist die spannende Frage nach der Länge der Höhle auch für die Studenten interessant, zum anderen können sie in Form einer Exkursion ihr theoretisches Wissen an einem praktischen Beispiel erproben, und nicht zuletzt fühlen sie sich stets freundlich empfangen und unterstützt durch den Höhlen- und Heimatverein. Beim Verein selbst vernimmt man die neusten Erkenntnisse rund um die Höhle mit großem Interesse. Ohne dass es bereits genauen Pläne gibt, wäre man natürlich stark daran interessiert, den Felssturz anzugraben, um dahinter womöglich weiterführende Höhlengänge oder -hallen zu finden. Überstürzt wird freilich nichts: Zum einen soll wissenschaftliche Klarheit herrschen, zum anderen wären Grabungen und die Lagerung und der Abtransport der Erd- und Steinmengen des Abraums schwierig und nicht ungefährlich. Vorerst also bleiben die Spaten im Keller.

Quelle: Südwestpresse

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