Probewohnen in der Bärenhöhle

Nach 20 Minuten in der Bärenhöhle ahnt man schon: Das Leben dort war einst nicht gerade komfortabel. Es ist dunkel, es ist kalt,  und es tropft.

Um sich in einer Höhle einigermaßen zurechtzufinden, müssen sich die Augen erst mal an die Dunkelheit gewöhnen. Dann erst ist es möglich, das Innere wahrzunehmen, zu erkennen, dass die Wände nicht einfach nur grau sind, die „Architektur“ der Höhle und die Form der Felsen zu betrachten.

Die Bärenhöhle am Hohlenstein im Lonetal hat eine kleine Öffnung in der Decke, durch die Sonnenlicht einfällt. Kinder können durch dieses natürliche Fenster von außen in die Höhle hineinschauen.

Die Sitzplatzsuche gestaltet sich schwierig: Der feuchte, mit Moos überzogene Stein bietet nur wenige gemütliche Ecken. Überall tropft es von der Decke.

Will man seine Ruhe haben, ist die Bärenhöhle der richtige Ort: Niemand macht hier Lärm. Es gibt nur das Geräusch von weit entfernten Waldarbeiten, Vogelgezwitscher und ein unregelmäßiges Tropfgeräusch. An den meisten Orten ist das Aufschlagen von Wassertropfen kaum hörbar, doch hier hallt es in den Höhlengängen wider und lässt erahnen, wie tief es hinter dem Absperrgitter noch hinuntergeht. Aus Naturschutzgründen dürfen Besucher die Höhle nicht weiter als ein paar Schritte betreten, dann versperrt ein massives Gitter den Durchgang. So sollen Neugierige davon abgehalten werden, die Fledermäuse zu stören.

Auch an einem warmen Sommertag ist es kalt in der Höhle. Aus den Gängen steigt eisige Luft empor. Und der kalte Stein ist nicht gerade komfortabel. Ist man heutige Wohnstandards gewohnt, ist es schwer vorstellbar, wie es unsere Vorfahren zu jeder Jahreszeit hier ausgehalten haben. Die Menschen, die in der Steinzeit am Hohlenstein lebten, haben sich ja sogar künstlerisch betätigt und dabei den berühmten Löwenmensch geschnitzt.

Wer an schönen Sommertagen in Höhlen herumlungert, muss damit rechnen, von Wanderern entdeckt und ungläubig beäugt zu werden. Kein Wunder, dass sie vermeintlichen Höhlenbewohnern gegenüber misstrauisch sind. Es empfiehlt sich, freundlich zu grüßen und so zu tun, als wäre es völlig normal, bei strahlendem Sonnenschein in einer dunklen Höhle herumzusitzen.

Quelle : Südwestpresse

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am Höhlen. Setze ein Lesezeichen auf den permalink.