Das ist Deutschlands schönster Wanderweg

BAD URACH. Knapp 40 Meter Wassersturz, ein grandioser Ausblick vom Rutschenfelsen über die bewegten Waldberge und Täler der Uracher Alb, Auenlandschaften, naturnahe Pfade durch Wald und Wiesen, etwas Kultur am Fohlenhof des Haupt- und Landgestüts Marbach, Ruhebänke und jede Menge komfortabler Wegweiser: Der Wasserfallsteig bietet alles.

 

Er bietet so viel, dass er in der Kategorie »Touren« jetzt zu »Deutschlands schönstem Wanderweg 2016« gewählt worden ist. Genau 22 162 Teilnehmer/innen stimmten im gleichnamigen Wettbewerb der Fachzeitschrift Wandermagazin ab, so viele wie nie zuvor.

Den Wettbewerb, einziger seiner Art, gibt es seit 2003, Publikumswahlen seit 2013. Rund 7 000 Abstimmende sprachen sich für den 9,3 Kilometer langen und gut 500 Höhenmeter überwindenden Rundweg aus, einer der fünf 2013 zertifizierten Premiumwanderwege »Grafensteige«. Die Siegerurkunde gibt es am 3. September auf der Fachmesse »Tour Natur« in Düsseldorf. Nie zuvor hatte es ein baden-württembergischer Weg auf Platz eins der »Touren«-Wertung geschafft; der Dreifürstensteig bei Mössingen etwa war 2014 auf Rang zwei gelandet. Anders sieht es im Wettbewerb der längeren »Routen« aus, der schon zwei Sieger aus dem Land sah.

»Auszeichnung kann Bekanntheitsschub für die ganze Alb auslösen«

Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann und Tourismus-Chef Torsten Clement stießen gestern am Wanderparkplatz im Maisental mit Sekt auf den etwas anderen Wahlsieg an, zusammen mit Nadine Zöllner und Larissa Mack von der Kurverwaltung, die mit viel Engagement vorgearbeitet hatten. »Wir freuen uns mächtig«, betonte ein strahlender Schultes, »es ist eine ganz besondere Auszeichnung, die einen Bekanntheitsschub für die ganze Schwäbische Alb auslösen kann.« Mehr Wanderer können wiederum mehr Kaufkraft in Städte und Gemeinde bringen, beim Tässchen Kaffee, der Einkehr im Restaurant, dem Chill-out im Thermalbad, der Übernachtung im Hotel. Der Sieg des Wasserfallsteigs fiel so deutlich aus wie keiner zuvor: Auf Platz zwei im »Touren«Ranking landete mit 19 Prozent der Galgenvenn im Naturpark Schwalm-Nette in Nordrhein-Westfalen, dahinter kam noch der Rheingold-Weg an Deutschlands größtem Strom in Rheinland-Pfalz aufs Treppchen. Zehn Wege hatte das Wandermagazin für die von Januar bis Juni laufende Ausscheidung nominiert. Bei den »Routen« gewann der Moselsteig vor dem Werra-Burgen-Steig und dem Rennsteig.

»Dabeisein ist alles, aber gewinnen wollten wir das Ding auch«, wandelte Clement das olympische Motto anspruchsvoll ab. Es hat geklappt. Und das, obwohl der viel begangene Wasserfallsteig sein Gesicht im vergangenen Jahr nicht zum Guten verändert hat: Wegen des Eschen-(trieb)sterbens hat das Kreisforstamt im Maisental etliche alte Eschen gefällt oder nur noch Baum-Torsi von wenigen Metern Höhe stehen lassen. Noch stehende Eschen werden immer dürrer. Offensichtlich nur ein kleiner Schönheitsfleck, der am Reiz und der Vielgestaltigkeit des Rundwanderwegs kaum etwas ändert.

Mit der Wahl auf Platz eins des Wanderwegewettbewerbs sieht die Stadt- und Tourismusverwaltung nicht nur die groß angelegte Marketing-Kampagne belohnt: Torsten Clement und Nadine Zöllner setzten vor allem auf plakative Abstimm-Postkarten, die die Reize des Wasserfallsteigs in Szene setzten und die im örtlichen Handel und in der Gastronomie gerne weitergegeben wurden. 60 Prozent der Voten kam denn auch per Postkarte herein, der Rest online. Daneben hat sich aber auch die politische Entscheidung des Uracher Gemeinderats ausgezahlt, das örtliche Wanderwegenetz qualitätssteigernd umzuordnen, an Highlights und Abwechslungsreichtum orientiert neu zu strukturieren, dichter zu beschildern, teils zertifizieren zu lassen und für all das 200 000 Euro zur Verfügung zu stellen; auf gut 50 000 Euro Zuschuss aus zwei Landestöpfen konnte die Kurstadt zusätzlich zählen.
§§ »Dabeisein ist alles, aber gewinnen wollten wir das Ding auch«
§§ Einen Schuss Wasser goss Elmar Rebmann in den Freudensekt: »Wandern ist trendy, das bringt aber eine Herausforderung mit sich: Die Wege werden viel stärker begangen als früher.« Die Folge: Abnutzung. Im laufenden Jahr wurden knapp 20 000 Euro in die Reparatur von 400 Metern eines Premiumwegs gesteckt. Unterm Strich dürfte es gut angelegtes Geld sein in einer Stadt, die auf Gesundheit und grünen Tourismus setzt. (GEA)

Quelle: Reutlinger General Anzeiger

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