Die Burgstelle Bol ist eine abgegangene Höhenburg bei Dettingen/Teck.

Die 1275 erwähnte Burg wurde von den Rittern von Bol 1700 Meter westsüdwestlich von Dettingen auf der Spitze einer nach Norden vorspringenden Bergzunge erbaut. Sie war später im Besitz der Ministerialien von Teck und wurde im 14. Jahrhundert zerstört. Die ringförmige Burgstelle hat einen Durchmesser von etwa 20 Metern. Sie ist frei zugänglich, erhalten sind Graben, Wall und Kellermulde.

 

Vom Parkplatz aus sind es etwa 20 Gehminuten in den Wald hinein. Zur Burg hin führte der Weg steil abfallend. Schon von ca. 200m Entfernung kann das geübte Auge einen Hügel erkennen, der nicht natürlich wirkt. Dies wird die Grundlage für die Motte gewesen sein. Umgeben von Wallanlagen wirkt der Hügel jedoch recht imposant. Richtung Tiefenbachtal fällt der Hang weiter ab und wird so ein natürlicher Schutz gewesen sein. Leider sind nur noch der künstlich angelegten Erdhügel und der Erdwall vorhanden. Aber trotzdem war es für uns sehr interessant, so eine Hügelanlage mal in der Realität zu bestaunen und den interessanten Ausführungen des Herrn Stark zu folgen. Die Herren von Bol waren die kleinste Herrschaft auf dem Gebiet der ehemaligen Niederadelsburgen. Auf dem Hügel dürfte es nicht mehr Platz gehabt haben, als ein Wohnturm benötigt hätte. Der Platz bemisst in etwa 300 m². Es wurden Holzziegelstücke und Lehmwickel gefunden, jedoch keine Mauerreste. Dies bestätigt unsere Vermutung, dass hier Holzburgen standen, die durchaus üblich waren.

Die Herren von Bol sind zwar immer wieder in Urkunden des späten 13. und im 14. Jahrhundert genannt, waren jedoch aufgrund der Lage der Burg und des relativ kleinen Anwesens ein recht unbedeutendes Geschlecht. Die Herren von Bol waren Dienstleute der Grafen von Hohenberg. Dieses Grafengeschlecht ist eigentlich bei Nagold im Schwarzwald ansässig. Warum dieses Grafengeschlecht, das sehr gute Dienste für die aufstrebenden Habsburger getan hat, in direkter Nähe zu den Teckern, einen so einfachen Lehnsmann hatten, ist eine interessante Frage, die von uns nicht beantwortet werden kann. Man geht davon aus, dass die Herren von Bol eine Seitenlinie der Besitzer (vielleicht Herren oder Ritter) des Herrenhofes an der Kirche in Dettingen waren, die sich „Münch“ nannten. Eine Familie von Münch stirbt 1920 im Mannesgeschlecht aus und hatte einen namhaften Vertreter in Augsburg. Die Familiennachkommen waren bis 1971 Eigentümer des Schlosses Filseck bei Göppingen. Der Zusammenhang lässt sich über das Wappen herleiten, welches sehr große Ähnlichkeit mit dem der Münch–Herren hatte. Das geteilte Wappen wird spiegelverkehrt dargestellt. Eine Grabplatte der Herren von Bol mit dem Wappen war bis 1945 in der Dettinger Kirche eingelassen. Beim Wiederaufbau der Kirche wurde die Grabplatte wahrscheinlich unglaublicherweise zerschlagen. Die Grabplatte war für den 1313 verstorbenen Ritter Reinhard von Bol angefertigt worden. Die erste urkundliche Erwähnung der Ritter von Bol ist von 1275. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts treten immer wieder Urkunden auf, in denen die Herren von Bol genannt sind. Zu der Herrschaft Bol gehörten eine Hofstätte im Tiefenbachtal und mehrere in Dettingen/Teck und ein relativ kleiner Fischweiher direkt an der Burg. Genaueres lässt sich heute kaum noch sagen.