Der römische Name für Cannstatt ist uns leider nicht überliefert. Zu römischer Zeit kreuzten sich hier wichtige römische Fernstraßen. Möglicherweise war Cannstatt sogar der Hauptort einer „Civitas“, eines Regierungsbezirkes. Das römische Cannstatt erstreckte sich über etwa 30 ha. Bei Ausgrabungen wurden 40 Tonbrennöfen entdeckt. 600 m nordwestlich des Kastells, an der Straße nach Walheim gelegen, fand sich der Friedhof mit etwa 3000 Bestattungen. Südlich von Canstatt lag vermutlich ebenfalls ein bis heute noch nicht gefundenes Gräberfeld.

Das Kastell wurde um 85 n.Chr. zuerst in Holz-Erde-Bauweise, um 115 dann etwas größer in Stein gebaut.

Im Kastell war eine 500 Mann starke Kavallerieeinheit mit römischen Hilfstruppen stationiert.

In Cannstatt gab es zwei Benifiziarier-Stationen, was die Bedeutung dieses Platzes unterstreicht. Die Benifiziarier waren Soldaten mit Polizei- und Zollaufgaben zur Überwachung des Straßennetzes.

Geschichtlich hat die Bedeutung von Cannstatt bereits um 200 stark nachgelassen, da die Belegung des Gräberfeldes zurückging. Um 236 kam es hier noch zu einer Schlacht, als Kaiser Maximinus Thrax gegen die bereits eingefallenen Alemannen kämpfte (Fund eines Grabsteines für zwei Brüder einer persischen gepanzerten Kavallerieeinheit).

Der römische Vicus und Kastellbereich ist heute völlig überbaut. Trotzdem gab es in den letzten Jahren immer wieder Rettungsgrabungen mit tollen Funden wie z.B. den Holzfußboden eines Hauses (2014).

 

 

Ausgrabung 1908 Nördliche Kastellecke