Kastell Schirenhof

Von dem eigentlichen Kastell am Schirenhof in Schwäbisch Gmünd ist überirdisch nichts mehr zu sehen. Es ist aber zum Glück auch nicht überbaut worden. Das Kastell liegt auf strategisch günstiger Spornlage über der Rems. Es hatte eine besondere Bedeutung, da es das erste in der Provinz Rätien war. Ab hier war der Limes dann auch als Steinmauer ausgebaut. Der Übergang zu dem Obergermanischen Limes ist im nahegelegenen Rotenbachtal.

Das Kastell war 157 x 130 m groß (2 Hektar). Es war von drei hintereinanderliegenden Spitzgräben umgeben, die an den vier Zufahrten aussetzten. Die westliche und die östliche Zufahrt besaßen eine zweispurige Zufahrt, die von Türmen flankiert waren. Die Türme der rückwärtigen, der östlichen Zufahrt wiesen eine Besonderheit auf: die Türme waren halbrund, in etwa wie in Weißenburg. Hinter der steinernen Mauer war ein Erdwall als Brustwehr aufgeschüttet. Dann folgte eine elf Meter breite Lagerstraße und erst danach die Bebauung. Dieses Kastell war von Anfang an in Stein ausgebaut. Spuren einer Holz-Erde Bebauung fanden sich nicht. Ausgegraben wurde nur das Hauptgebäude und das rückwärtige Lagertor.

 

Römerbad Kastell Schirenhof

 

Das Bad am Kastell Schirenhof wurde zusammen mit dem Kastell Mitte des 2.Jhd. n. Chr. erbaut. Der älteste Kernbau (hellblau) besteht aus sorgfältig gesetzten Quadern des örtlichen Stubensandsteins. Ende des 2.Jhds wurde das Bad immer wieder erneuert und umgebaut (dunkelblau). Um 200 erreichte es die hier gezeigte Größe und Raumgliederung (50 x 25 m). Nach 233 – nach den ersten Alemannen-Einfällen – wurde das Bad wesentlich verkleinert und auf die wichtigsten Funktionen reduziert. Um 248 wurde es dann aufgegeben (Schlussmünzenfund).

 

Grundriss und Funktion des Kastellbades

Das römische Kastellbad Schirenhof lag in 120 Metern Entfernung und war auf direktem Weg vom linken Lagertor zu erreichen. Wie die tiefe Lage des Bades zeigt, wurden oberhalb des Hanges liegende Quellen gefasst, zu Klärbehältern und schließlich in einen Hochbehälter geleitet. Von dort aus wurde dann das Bad bedient. Das Abwasser wurde als Brauchwasser zur Spülung der an der tiefsten Stelle gelegenen Latrine benutzt.

Der Haupteingang lag im nordöstlichen Bereich der Vorhalle (Basilica) A, welche zu Versammlungen, kulturellen und sportlichen Zwecken diente. In der Nordwestecke lag die nicht erhaltene Toilette (Latrina). Die Raumflucht B umfasste den Auskleideraum B1 (apodyterium), den Kühlraum B2 (Frigidarium) und die Kaltwasserwanne W1. Der Raum C1 war ein beheizter Massageraum (Tepidarium), dem erst später der Eckraum C2 angefügt wurde. Er wird als Auskleideraum und Schwitzraum interpretiert. Die Raumeinheit D war ursprünglich ein Abschwitzraum oder Laubad (Tepidarium). Die halbrunde Apsis mit Warmwasserwanne W2 stellt eine spätere Erweiterung dar. Die heißeste Zone E wurde im Süden erreicht. Die frühere Wanne W3 wurde durch zwei Becken W4 und W5 ersetzt. Vor der Südwand befand sich die ganze Zeit über die zentrale Heizeinheit (P1 und P2), die später durch P3 und P4 ergänzt wurden.

Grundriss Bad SchirenhofQuelle: Tafel Bad Schirenhof

 

Vicus Schirenhof

 

Das Lagerdorf erstreckte sich im Norden, Süden und Westen des Kastells. Viel bekannt wurde nicht von ihm. Die Überbauung nach dem Zweiten Weltkrieg und die Hangerosion sorgten dafür, dass nicht viel erhalten blieb. 150 Meter südöstlich des Kastells wurden kleine Räume mit Hypokaustenheizung entdeckt, die wohl zu den typischen römischen Streifenhäusern gehören. 50 m westlich des Kastells und nördlich des Bades wurde ein größerer steinerner Gebäudekomplex entdeckt mit mehreren geheizten Räumen. Dieses sehr schlecht erhaltene Gebäude wurde als Haus des Lagerkommandanten interpretiert.