Die Sonne scheint öfter, die Wiesen und Wälder tragen wieder ihre grünen Gewänder ‒ Zeit, das Leben erneut nach draußen zu verlegen. In und um Bad Urach ist dabei nicht alles, aber vieles möglich.

Ob gemütlich oder mit viel Aktion – die Outdoor-Saison steht nicht mehr nur in den Startlöchern, sondern ist, spätestens seit den frühlingshaften Temperaturen, vielmehr schon in vollem Gange.
Doch was ist in Bad Urach und der Umgebung eigentlich alles möglich? An oberster Stelle steht hier wohl das Wandern. Gerade wenn man direkt bei Bad Urach etwas machen möchte, würde das auf jeden Fall die ersten Plätze belegen, sagen Constanze Krauß und Jochen Hintz, Inhaber von Cojote Outdoorevents. „Wandern steht in Urach ganz oben“, so Hintz. Auf den Grafensteigen, den fünf Premiumwanderwegen rund um Bad Urach lässt sich allerdings auch so einiges entdecken: geschützte Natur und die für die Gegend prägnanten Felsen mit zum Teil einzigartigen Aussichtspunkten. Auch abseits der Premiumwanderwege gibt es etliche Wanderrouten. Im Übrigen geht sogar ein Etappen-Wanderweg durch Bad Urach ‒ der Albsteig, welcher insgesamt 350 Kilometern lang ist und von Donauwörth bis Tuttlingen über die Schwäbische Alb führt.

Wandern und dabei Höhlen entdecken
Wunderbar mit einer Wanderung lässt sich eine weitere Attraktion verbinden ‒ die vielen Höhlen, die es auf der gesamten schwäbischen Alb zu entdecken gibt. Höhlentouren, dafür biete sich die Region auf jeden Fall sehr gut an, erklären Constanze Krauß und Jochen Hintz. Insbesondere für die Falkensteiner Höhle bietet das Team von Cojote auch Gruppenführungen an. Seit das Begehen nur noch mit Erlaubnis der Gemeinde genehmigt ist, ein noch häufiger gebuchtes Outdoorevent.
Viele der Höhlen waren aus Gründen des Fledermausschutzes über die Wintermonate gesperrt, können aber seit April wieder begangen werden - nicht alle, aber viele auch ohne Höhlenführer. So zum Beispiel die Schillerhöhle nahe dem Premiumwanderweg Hohenwittlingensteig oder die Wassersteinhöhle am Hochbergsteig. Letztere ist sehr klein und stehend nicht begehbar, aber einen Blick und Abstecher wert, möchte man sich auf einer Wanderung die Hermann-Greiner-Schanze und den Kunstmühlefels anschauen.

Ist man bereit auch etwas zu kriechen und schmutzig zu werden, eignet sich für eine eigene Höhlentour die Gustav-Jakob-Höhle. Diese Durchgangshöhle liegt etwa 500 Meter südöstlich von Grabenstetten, unterhalb der Ruine Hofen und ist nur über einen schmalen Wanderpfad zu erreichen. Eine weitere Durchgangshöhle ist die Richtung Neidlingen gelegene Heimensteinhöhle, nicht weit entfernt der Neidinger Wasserfälle und der Burgruine Reußenstein.
Auch das Bauerloch bei Neuffen und die Barnberghöhle zwischen der Hülbener Brille und der Burg Hohenneuffen nennt Hintz. Höhlen gebe es sehr viele. Für einige bietet Cojote Führungen an. Doch egal, ob alleine oder mit einem Höhlenkenner zusammen, Besucher sollten sich entsprechend verhalten. Dazu gehöre nicht alles anzufassen, keine Fackeln als Beleuchtung mitzunehmen und nichts abzubrechen. Auch Müll hat ganz klar nichts in Höhlen oder der Natur zu suchen.
Fehlverhalten gefährdet Sehenswürdigkeiten für die Öffentlichkeit
Die Vermüllung nehme zu, so Krauß. Überall in der Natur. „Es wird nicht besser. Man sollte denken, dass es irgendwann ins Bewusstsein sickert“, sagt sie. Aber dem sei wohl nicht so. Es sei das Fehlverhalten vieler Menschen, die sich nicht damit zufriedengeben, einfach nur mit den Augen zu genießen, was dazu führe, dass in letzter Zeit Höhlen vermehrt auch wieder verschlossen werden. Auf der einen Seite sei das richtig, „aber das ist eine zweischneidige Sache“, sagt Hintz. Man sollte lieber mehr in die Schulung investieren, denn vielen sei gar nicht bewusst, wie man sich in Höhlen richtig verhält. „Nur was man kennt, schützt man auch“ ist Hintz's Motto diesbezüglich.

Ebenfalls eine Outdoorsportart, für welche sich die Schwäbische Alb sehr gut eignet, ist das Klettern. „Kletterfelsen gibt es wie Sand am Meer“, weiß Jochen Hintz, der auch Kletterkurse anbietet. Die meisten seien aber nicht unbedingt für Anfänger geeignet. Wer aber im Klettern geübt ist, der kann unter anderem an den Sirchinger Nadeln, dem Parkplatzfelsen am Hohenneuffen oder dem Wiesfels bei St. Johann seinem Hobby nachgehen. Wichtig sei auch hier, den Naturschutz nicht außer Acht zu lassen, erklärt Hintz.
Erst denken, dann handeln
Dazu gehört auch eventuelle Verbote, die zum Beispiel in der Nähe von Brutgebieten angebracht sind, zu befolgen. Sich daran zu halten, bedeutet vielleicht auch, dass diese und andere Outdoorsportarten weiterhin möglich sein werden. Eventuell werden sogar irgendwann mehr Aktivitäten draußen möglich sein, wenn Menschen von sich aus Rücksicht auf die Umwelt nehmen. "Don´t do stupid things", drückt es Jochen Hintz aus. Die Leute sollten sich einfach überlegen, was sie tun. Denn gerade aus Naturschutzgründen würden viele Ideen und Möglichkeiten in Urach nicht umgesetzt werden. Dabei würden Naturschutz und Outdooraktivitäten sich nicht widersprechen, sagt Hintz.
Auch das Fahrradfahren ist in der Region mehr als beliebt. Ob alleine, im Verein oder mit einem Guide ‒ neben geruhsameren Touren durch das Ermstal bietet die bergige Landschaft zudem Highlights für Mountainbike-Freunde. Die im Land gültige Zwei-Meter-Regel, die das Fahrradfahren im Wald, auf Wegen unter zwei Meter Breite verbietet, sowie das Fehlen spezieller Trails, sei hier aber ein Knackpunkt, berichtet Hintz. Für ihn gerate die Region „outdoormäßig“ ins Hintertreffen. Andere Regionen und Länder seien da ganz anders aufgestellt. Es gebe diesen Etappenwanderweg direkt vor der Tür, „doch das Problem sind die Übernachtungsmöglichkeiten.“ Gerade was Trekkingzeltplätze betreffe, sei eine Optimierung möglich. Schade finden Constanze Krauß und Jochen Hintz auch, dass die Idee eines Erlebnisweges im Seltbachtal nicht verwirklicht wurde. "Nur auf die Premiumwanderwege zu setzten, und eine Zentrierung auf die Wasserfälle und den Hohenurach zu legen" ist in ihren Augen falsch.

Ebenfalls nicht in Urach möglich, ist das Bogenschießen. Eine Outdoorsportart, die aber durchaus beliebt ist, wie das Cojote-Team aus angebotenen Kursen weiß. Die nächste Möglichkeit hierfür befindet sich in St. Johann-Lonsingen, wo im vergangenen Jahr ein 3D-Bogenparcours eröffnet wurde. Um diesen zu besuchen, ist allerdings Erfahrung oder die Absolvierung eines Kurses nötig.
So beliebt wie das Fahrradfahren und das Wandern ist auch das Nordic Walking ‒ nur für sich oder in geselliger Runde. Hier bietet der TSV Urach zum Beispiel wöchentlich drei Nordic-Walking-Treffs an. Und wer die Natur lieber von oben genießt: Die Region ist auch bestens zum Segelfliegen oder Paragliding geeignet, allerdings ist bei diesen Sportarten, wie beim Klettern, kein "einfach mal drauf loslegen" möglich.

 

Vielen Dank Karolin Müller für den Artikel