Das Limestor in Dalkingen ist ein einzigartiges Monument am Rätischen Limes. Unter Kaíser Caracalla wurde dieser Limesdurchgang zur Triumphpforte ausgebaut. Zur römischen Zeit muss dieses Tor schon von weitem sichtbar gewesen sein. Es lag exponiert auf einer Hügelkuppe. Die Prunkfassade zeigte nach Süden in Richtung Römisches Reich. Der erste Ort nach dem Passieren dieser Grenze war wohl für die meisten das zwei Kilometer entfernt gelegene Kastell Buch mit seiner Zivilsiedlung , wie die reichhaltigen Funde dort zeigten.

Insgesamt konnten die Archäologen sechs aufeinanderfolgende Bauphasen an den noch ungewöhnlich gut erhaltenen Gebäuderesten feststellen, wobei auch die verschiedenen Ausbauperioden der Rätischen Mauer deutlich wurden. Die Wachmannschaft für das Torhaus, bzw. die Mannschaften, welche die Wachtürme am gleichen Platz besetzt hielten, wurden mit Sicherheit vom nahen Kastell Buch gestellt.

Phase 1

Möglicherweise um 160 n. Chr. wurde das römische Militär an diesem Platz erstmals aktiv. Das dendrochronologisch auswertbare Material aus dem rund 2,1 Kilometer entfernten Lagerdorf (Vicus) von Rainau-Buch könnte diese Überlegung stützen. Neben Planck unterstützte auch der Archäologe Sebastian Sommer diesen Datierungsansatz in Bezug auf die Anlage des gesamten rätischen und „Vorderen Limes“. Als früheste absolute Datierung ist aus dem Bucher Lagerdorf ein Befund bekannt, der spätestens vom Mai/Juni 161 n. Chr. stammt. Wie die festgestellten einzelstehenden Pfostengruben nahelegen, errichtete ein römischer Bautrupp zunächst entlang der vorgesehenen Grenzlinie einen einfachen Flechtwerkzaun als Annäherungshindernis. Dieser Zaun lag im Bereich des später errichteten Tores, allerdings rund zwei bis fünf Meter tiefer im Barbaricum als die jüngere Rätische Mauer. Unmittelbar westlich der Fundamente des Limestores fand sich ein im Karree angelegter tiefer Pfostengraben, der möglicherweise als Überrest eines rund 5,5 × 5,5 Meter großen, hölzernen Limeswachturms zu deuten ist. Die bereits zerstörte Nordhälfte dieses Turmes konnte archäologisch nicht mehr erfasst werden. Vor der nordwestlichen und südöstlichen Flanke dieses Turmes setzte der Flechtwerkzaun möglicherweise aus, wobei Planck in seinen neueren Überlegungen davon ausging, dass es zwischen der Südostflanke und dem dortigen Ende des Zaunes eine schmale Schlupfpforte gegeben haben könnte. Die entlang der Südwestseite des Turmes festgestellten Pfostensetzungen hätten somit den Blick auf die Pforte von Süden her verdeckt  und könnte als zusätzliche Sicherungsmaßnahme angesprochen werden.

Phase 2

1969 konnten am Südrand von Schwabsberg im Bereich der seit der Antike sumpfigen Jagstniederung halbrunde gespaltene Eichenstämme als Teile der hölzernen Limespalisade geborgen werden, die 1975 in vier Proben durch den Dendrochronologen Ernst Hollstein (1918−1988) untersucht wurden. Alle Proben stammten aus dem „Spätjahr 165, möglicherweise Frühjahr 166 n. Chr.  1974 wurde die Palisade in diesem Bereich erneut archäologisch angeschnitten. Im Anschluss gingen sieben Proben zur Untersuchung an den Dendrochronologen Bernd Becker. Dieser datierte die Hölzer 1976 auf das Jahr 165 n. Chr. Dazu passende zeitliche Aussagen lieferte Holz aus dem Rotenbachtal bei Schwäbisch Gmünd. Dort, an der Grenze zur Provinz Germania superior, entstand aus diesem Holz ein wohl noch im Jahr 164 n. Chr. errichteter Verbau (siehe Kleinkastell Kleindeinbach). Die aufgedeckten Pfostengruben im Bereich des Limestores gehören ebenfalls dieser Zeitstellung an. Sie markieren nur wenige Jahre nach der Errichtung des Flechtwerkzauns eine neue Ausbauphase.

Der Zaun wurde entfernt; rund drei Meter nördlicher entstand eine dicht an dicht stehende Holzpalisade aus Eichenstämmen, für die ein schmaler Graben ausgehoben werden musste. In regelmäßigen Abständen fanden die Ausgräber halbrunde Ausbuchtungen auf der Innenseite des Grabens von einer mit der Palisade entstandenen rückseitigen Verstärkung. In neueren Überlegungen nahm Planck an, dass auch die Schlupfpforte zu einem regulären Grenzübergang umgebaut wurde. Der von Südosten kommende Palisadengraben fluchtete ungefähr auf die Ostecke des Holzturmes. Er ließ jedoch, ähnlich wie der ältere Flechtwerkzaun, einen Durchgang zwischen seinem Ende und der Turmecke offen. Der Palisadengraben knickte rund dreieinhalb Meter vor der Südostflanke des Turmes rechtwinklig nach Südwesten ab und umging den Turm im selben Abstand auch an dessen Südwestseite um dann, in paralleler Flucht zur nordwestlichen Turmflanke, wieder nach Nordosten zu führen und an die westliche Turmecke anzuschließen. Um den Turm war so an zwei Seiten ein offener Hof entstanden, der sich möglicherweise schon für reguläre Grenzkontrollen eignete.

Phase 3

In einer weiteren Ausbauphase – zeitversetzt zum Bau der Palisade – wurde ein erster hölzerner Torbau südöstlich des Turms errichtet. In der untersten Füllung seiner Pfostengräben, die mit bis zu 1,1 Metern ungewöhnlich tief gründeten, fand sich neben einigen Keramikscherben ein gut erhaltener Sesterz aus der Regierungszeit des Kaisers Antoninus Pius (138–161). Die nicht sonderlich abgenutzte Münze war zwischen 140 und 144 n. Chr. in Rom geprägt worden. Auch die datierbare Terra Sigillata wurde in der Vergangenheit ebenfalls eher der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts zugeordnet.

Das 13,3 × 14,5 Meter[ große, symmetrisch angelegte Holzgebäude mit weitgehend rechteckigem Grundriss gründete in bis zu 1,1 Meter tiefen Pfostengruben. Die hölzerne Anlage besaß bereits einen von Süden nach Norden führenden Durchlass.Zu beiden Seiten des mittleren Ganges waren im Nordwesten drei, im Südosten vier Räume auszumachen. Dort kann man sich ein Wachlokal, Stuben sowie den Verwaltungsbereich für den Grenzverkehr vorstellen. Wie der Befund an den Pfostengräben vermuten lässt, war der hölzerne Limesturm wohl in die neue Anlage eingebettet und weiterhin genutzt worden. Die Forschung hat gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Limestor und den kleinen Meilenkastellen am nordenglischen Hadrianswall festgestellt.Auch dort gab es kontrollierte Durchlässe in den nicht besetzten Teil. Während der Ausgrabung machten die tiefen Pfostengräben den Eindruck, als seien die Holzstämme vor der Errichtung des Steinbaus in Phase 5 ausgegraben worden.

Es wird angenommen, dass eine vom Kastell Aalen über das Kastell Buch ins Barbaricum führende Straße der Anlass zum Bau des Limestores war. Planck nannte diese Straße eine Hauptverbindung zum Aalener Militärplatz. Während sich der Verlauf dieses Heer- und Handelsweges im Bereich des ehemaligen römischen Reichsgebietes eingrenzen lässt, sind seine Spuren im unbesetzten Teil Germaniens nicht mehr nachweisbar.

Phase 4

Möglicherweise kurz vor der Wende zum 3. Jahrhundert war der Holzturm offensichtlich baufällig geworden. Als Ersatz entstand rund sieben Meter hinter der Limespalisade an der südöstlichen Flanke des Limestores ein 5 × 4,8 Meter großes Steinfundament, das Planck noch gut erhalten antraf. Die aufgehende Konstruktion dieses Turms kann entweder als vollständiger Steinturm oder als Holzturm mit Steinfundament gedeutet werden. Der hölzerne Torbau blieb in dieser Phase unverändert.

Phase 5

Der Ausbau der Limesmauer in Stein wurde während der Regierungszeit des Kaisers Septimius Severus (193–211) durchgeführt, darauf weisen unter anderem dendrochronologisch untersuchte Hölzer aus dem Unterbau der Mauer bei Kastell Dambach hin. Sie waren im Winter 206/207 n. Chr. gefällt worden. Für den Mauerbau wurde sowohl der hölzerne Durchlass als auch der aus Phase 4 stammende Turm bis auf das Fundament abgebrochen. Die von Südosten kommende Limesmauer verlief nun unmittelbar über seine Nordflanke, bevor sie die abgetragene hölzerne Toranlage in der Mitte schnitt und noch auf deren Areal nach Westen abknickte. Zeitgleich´entstand etwas nach Südosten verschoben über dem Holzbau ein 12,6 × 9,3 Meter großes Steingebäude, das die Schleusenfunktion des Vorgängerbaus übernahm und mit seiner Nordfront unmittelbar an die Rätische Mauer anschloss. In der Mitte dieser Front konnten die Forscher am Boden in Laufrichtung der Limesmauer den Abdruck eines massiven Schwellsteins ausmachen, der die Funktion als Durchgang verdeutlicht. Als Ersatz für den abgetragenen Turm mit dem Steinfundament könnte im Umfeld des Durchgangs ein neuer Turm errichtet worden sein, dessen Standort bisher jedoch unbekannt ist.

Phase 6

Wahrscheinlich 213 n. Chr. wurde die Südmauer des Limesdurchgangs im Zusammenhang mit dem Germanenfeldzug Caracallas wieder vollständig abgetragen. An ihre Stelle trat eine bis zu 3,4 Meter breite reich gegliederte, vollkommen symmetrische Prunkfassade, die eine wesentlich tiefere Fundamentierung aufwies als die übrigen Gebäudeteile. Damit überragte sie alle übrigen Bauten. Die östlichen und westlichen Flächen der Fassade wurden mit Kalktuff verblendet. Die Südseite der sorgfältig gearbeiteten Fassade besitzt auf jeder Seite der einspurigen, rund 2,1 Meter breiten Durchfahrt zwei vorspringende rechteckige Pilaster, zwischen denen aufwendiges Netzmauerwerk (opus reticulatum) aus Kalksintersteinen in einem vertieften Rahmen eingesetzt wurde. Der triumphbogenartige Charakter des vorgesetzten Lagenmauerwerks wird durch diese Details deutlich verstärkt. Für die Besonderheit der Anlage sprechen auch viele auffällige Kleinfunde. Bemerkenswert sind vor allem rund 50 bronzene Fragmente einer überlebensgroßen Panzerstatue von hervorragender Qualität, die größtenteils an der Schauseite vor der Südwestfront des einstigen Torbogens aufgelesen wurden. Der mit einem Adlerkopf geschmückte Schwertknauf der Statue und andere Stilelemente verweisen ins frühe 3. Jahrhundert. Nach Untersuchungen des Altertumswissenschaftlers András Alföldi (1895–1981) geht die Forschung davon aus, dass es sich um ein Kaiserstandbild handelte.

Planck sah das Limestor als eine mögliche Übergangsstelle der römischen Heeres während des Germanenfeldzugs 213 n. Chr. an. Dafür könnte unter anderem sprechen, dass das wichtigste Kastell am rätischen Limes, das Reiterkastell Aalen mit seiner 1000 Mann starken Stammbesatzung, nur wenige Kilometer südwestlich des Limestores lag und von dieser Garnison eine direkte Straßenverbindung zum Limestor bestand. Mögliche Gegner Roms könnten in diesem Zusammenhang die Alamannen gewesen sein.

Untergang

Wie die Befunde am Torhaus, das höchstwahrscheinlich auch von der Wachmannschaft bewohnt wurde, zeigen, brannte die Anlage ab und wurde danach nicht mehr wiedererrichtet. In der Vergangenheit wurde das Ende von Dalkingen mit den Alamanneneinfällen 233/234 n. Chr. in Verbindung gebracht. Ein zwischen 231 und 235 n. Chr. geprägter Denar aus den Regierungsjahren des Kaisers Severus Alexander (222 bis 235 n. Chr.) gilt als Schlussmünze am Limestor. Da es im nahen Vicus des Kastells Buch jedoch keine Belege für einen Alamannenangriff zwischen 233 und 234 gibt, könnte der germanische Überfall auch erst im Frühsommer 254 n. Chr. stattgefunden haben. Damals ging das Bucher Dorf in einer Brandkatastrophe unter. Inwieweit die rätische Grenzlinie im Dalkinger Raum bis zum endgültigen Limesfall in den Jahren 259/260 noch intakt geblieben ist, entzieht sich bis heute der Kenntnis.